Titlebar
Einträge suchen
Einträge auflisten
Datensatz exportieren
 

Textbestandteil ::
Meister Eckhart: Predigt 60 (DW III)

Enthalten in:Berlin, Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz. Ms. germ. qu. 1131
Theologica varia
lfd. Nr.:19
Foliierung:62v–64r
Verfasser:Meister Eckhart
Bezeichnung/Überschrift:Predigt 60 (DW III)
Incipit:In omnibus requiem quesivi. Dise wort ...
Texttyp:Predigt
Anlass:S 59
Thema/Regest:Eckhart zitiert eingangs einige eng beieinanderstehende Stellen aus Sir 24. Die vier Fragen, die der Prediger im Anschluss daran stellt, bilden die Grundlage der ganzen Predigt, die das Thema der Ruhe als Ziel der Schöpfung und der trinitarischen Entfaltung einerseits, als Ziel der Bewegung der Seele und generell aller Kreatur andererseits behandelt. Gott selbst – führt der Prediger zum ersten Punkt aus – erweckt das Begehren in der Seele, um sie in sich zu ziehen. Er sucht darin zur Ruhe zu kommen, dass er alle Kreaturen in ihren ersten Ursprung zurückzieht. Er sucht seine Liebe und seine Ruhe in der Kreatur. Gott sucht seine Ruhe auch in der Trinität: im Sohn, in dem er alle Kreaturen ausgegossen hat, und mit dem Sohn im Hl. Geist, der von ihnen beiden als Liebe ausgegangen ist. Die Seele sucht ihre Ruhe in ihren Kräften und in ihrer Entfaltung. Alles Handeln des Menschen ist auf diese Ruhe ausgerichtet. Es ist die Ruhe, die Gott am meisten gleicht. Sucht der Mensch also in seinem Handeln die Ruhe, so sucht er Gott. Um diese zu finden, muss die Seele rein sein, das heißt, sich an die geistigen Dinge halten und sich dadurch in der Lauterkeit der Andacht erheben. Je höher sie darin steigt, desto reiner werden ihre Werke. Ruhe steht über der Unruhe äußerer Werke, über der Unruhe innerer Gedanken, ja auch über Werken wie Fasten und Beten. Erlangt die Seele diese Ruhe, wirkt Gott sein innigstes Werk in der Seele abseits aller Kreaturen. Dazu muss die Seele in Gott ruhen, also alles Maß und alle Bestimmungen abgelegt haben, um das unermessliche Wirken Gottes aufzunehmen. Ist die Seele in ihrer Erkenntnis an Gott herangeführt worden, muss deshalb auch diese überstiegen werden. Dies geschieht in der Liebe, die die Seele mit Gott eint und es Gott ermöglicht, in ihr frei zu wirken. Dann macht Gott sich die Seele gleich, und die Seele wirkt dann ihr Werk gemeinsam mit Gott. Auch die übrige Kreatur sucht – bewusst oder unbewusst – in aller Bewegung ihre Ruhe, das heißt den Ort, den Gott ihr zugewiesen hat. Auch sie zeugt daher von ihrer Gleichheit mit Gott, insofern sie die Ruhe sucht. (Largier I, S. 1088f.)
Bibelstellen:Sir 24,11
Schlagworte:Ruhe
Edition:
  • Pfeiffer, F. (Hg.), Deutsche Mystiker des vierzehnten Jahrhunderts, Bd. II: Meister Eckhart, Leipzig 1857 (ND Aalen 1962), Pr. XLV.
  • Quint, J./Steer, G. (Hg.), Meister Eckhart, Die deutschen und lateinischen Werke, hg. im Auftrag der Deutschen Forschungsgemeinschaft, Abt. I: Die deutschen Werke, Stuttgart 1936ff., DW III, 60.
  • Strauch, Ph. (Hg.), Paradisus anime intelligentis. Aus der Oxforder Handschrift Cod. Laud. Misc. 479 nach E. Sievers' Abschrift (DTM 30), Berlin 1919, Nr. 36.
Literatur:
  • Largier, N. (Hg.), Meister Eckhart, Werke, Bd. I (Deutscher Klassiker Verlag im TB 24), Frankfurt a.M. 2008, S. 1087–1091.
  • Libera, A. de, Introduction à la Mystique Rhénane. D'Albert le Grand à Maître Eckhart, Paris 1984, S. 289f.
  • Lotze, A., Kritische Beiträge zu Meister Eckhart, Diss. Halle 1907, S. 58ff. (zur Überlieferung).
  • Quint, J., Neue Handschriftenfunde zur Überlieferung Meister Eckharts und seiner Schule. Ein Reisebericht, Stuttgart/Berlin 1940, S. 199, 207, 210, 222 und 275.
  • Quint, J./Steer, G. (Hg.), Meister Eckhart, Die deutschen und lateinischen Werke, hg. im Auftrag der Deutschen Forschungsgemeinschaft, Abt. I: Die deutschen Werke, Stuttgart 1936ff., DW III, S. 8f.
  • Skutella, M., Beiträge zur handschriftlichen Überlieferung Meister Eckharts, in: ZfdA 71 (1934), S. 65–79, hier S. 69.
  • Theisen, J., Predigt und Gottesdienst. Liturgische Strukturen in den Predigten Meister Eckharts (EHS I, Bd. 1169), Frankfurt a. M./Bern 1990, S. 254–257.
  • Völker, P.-G., Die deutschen Schriften des Franziskaners Konrad Bömlin, Teil 1: Überlieferung und Untersuchung (MTU 8), München 1964, S. 23.
Parallelbestand ermitteln +
Eingestellt am: 19. Apr 2010 09:21
Letzte Änderung: 20. Mär 2012 19:10
URL zu dieser Anzeige: http://pik.ku.de/462/