Enthalten in: | Berlin, Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz. Ms. germ. qu. 1131 Theologica varia |
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lfd. Nr.: | 16 |
Foliierung: | 59r–60r |
Verfasser: | Meister Eckhart |
Bezeichnung/Überschrift: | Predigt 4 (DW I), Exzerpt |
Incipit: | Omne datum optimum ... Nun merkent: jr süllent wyssen, die menschen, die sich zuo got lond ... |
Texttyp: | Predigtexzerpt |
Anlass: | T 32 |
Thema/Regest: | Die Predigt legt den Leittext in vier Schritten aus, um schließlich wieder zum Ganzen des Satzes zurückzukehren: daz allerbeste, alle gâbe, vom vater der liehte, von oben her abe bilden die ausgelegten Elemente. Der Text setzt mit der Erläuterung ein, inwiefern die Gabe Gottes die beste Gabe ist. Dies definiert sich allein aus dem Bezug des Menschen zu Gott: Insofern der Mensch gelassen ist und einzig dem Willen Gottes zu folgen sucht, nimmt er das, was ihm widerfährt, als Gabe Gottes, mithin als Bestes an. Dem möglichen Einwand der Zuhörer, Gottes Willen nicht zu kennen, begegnet Eckhart mit der Aussage, dass alles, was ist, Gottes Wille sei. Daher soll der Mensch im Wissen, dass es Gottes Wille ist, den Schmerz nicht als Schmerz empfinden, sondern seine wollust daran haben. Wie Liebende sich zu gefallen suchen, indem sie den Willen des anderen tun, so sollen die Menschen sich Gott gegenüber verhalten. Darin erfüllt sich das im Vaterunser gesprochene "Herr, Dein Wille geschehe". Erst dort, wo die Einheit im Wollen der Liebenden da ist, findet sich der versprochene Friede. Definiert sich das Gutsein der Gabe im Bezug des Menschen zu Gott, das heißt, in der Konformität des Willens, wird im nächsten Schritt ihre Größe als Intensität, als Innigkeit gefasst: Im aller eigenst und aller innigest, im Innersten der Seele ist das Individuelle und Besondere überwunden auf das Sein hin, das allem gemein ist und die Seele mit allen Kreaturen verbindet. In diesem Allgemeinen ist auch die Nächstenliebe verankert: Nur wenn die Liebe nicht auf etwas Besonderes intentional bezogen ist, kann sie allgemein sein, d.h. nicht die Liebe um des Lohnes, sondern um Gottes Willen. Wer hingegen das Eigene sucht, kann Gott nicht finden, denn die Kreatur ist ein lûter niht und entbehrt als solche des Seins. Das Sein der Kreatur hängt ab von der Gegenwart Gottes, die ihr das Sein verleiht. Deshalb tut derjenige Mensch mehr, der tausend Mark für nichts hält, als derjenige, der damit Klöster und Kirchen baut; denn der Weg zu Gott führt über die Seele, das Ebenbild Gottes, die sich des Eigenen – des Kreaturhaft-Nichtigen – entblößt hat und Gott – das Sein – als ihr Urbild empfängt. Diese Ausführungen werden im nächsten Schritt der Auslegung des Leitverses mit der Lehre von der Gottesgeburt verbunden: In der entblößten Seele gebiert der Vater seinen Sohn; ja, er muss seinen Sohn darin gebären, denn sein Sein besteht im trinitarischen Prozess der Sohngeburt und des "Ausblühens" des Hl. Geistes. Die Lehre von der Gottesgeburt wird im letzten Schritt nochmals in einen moralischen und in einen eschatologischen Horizont eingebettet: Vom Menschen her erfordert die Gottesgeburt absolute Demut, das heißt Leere, um zu empfangen; aus der Perspektive der Heilsgeschichte ist Gottesgeburt Fülle der Zeit, das heißt, ihre Überführung in die Ewigkeit Gottes. (Largier I, S. 778f.) |
Bibelstellen: | Iac 1,17 |
Schlagworte: | Gelassenheit |
Edition: | Quint, J./Steer, G. (Hg.), Meister Eckhart, Die deutschen und lateinischen Werke, hg. im Auftrag der Deutschen Forschungsgemeinschaft, Abt. I: Die deutschen Werke, Stuttgart 1936ff., DW I, 4, S. 60–72,5. |
Literatur: |
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Eingestellt am: 19. Apr 2010 09:38
Letzte Änderung: 06. Nov 2012 13:42
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