Enthalten in: | Berlin, Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz. Ms. germ. oct. 4 Sammlung geistlicher Betrachtungen aus dem Kreise der Mystiker, meist von Meister Eckhart selbst |
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lfd. Nr.: | 47 |
Foliierung: | 248r–253v |
Verfasser: | Meister Eckhart |
Bezeichnung/Überschrift: | Predigt 60 (DW III) |
Incipit: | In omnibus requiem quesivi. Diese wordt steent geschreben in dem buch der wißheyde ... |
Texttyp: | Predigt |
Anlass: | S 59 |
Thema/Regest: | Eckhart zitiert eingangs einige eng beieinanderstehende Stellen aus Sir 24. Die vier Fragen, die der Prediger im Anschluss daran stellt, bilden die Grundlage der ganzen Predigt, die das Thema der Ruhe als Ziel der Schöpfung und der trinitarischen Entfaltung einerseits, als Ziel der Bewegung der Seele und generell aller Kreatur andererseits behandelt. Gott selbst – führt der Prediger zum ersten Punkt aus – erweckt das Begehren in der Seele, um sie in sich zu ziehen. Er sucht darin zur Ruhe zu kommen, dass er alle Kreaturen in ihren ersten Ursprung zurückzieht. Er sucht seine Liebe und seine Ruhe in der Kreatur. Gott sucht seine Ruhe auch in der Trinität: im Sohn, in dem er alle Kreaturen ausgegossen hat, und mit dem Sohn im Hl. Geist, der von ihnen beiden als Liebe ausgegangen ist. Die Seele sucht ihre Ruhe in ihren Kräften und in ihrer Entfaltung. Alles Handeln des Menschen ist auf diese Ruhe ausgerichtet. Es ist die Ruhe, die Gott am meisten gleicht. Sucht der Mensch also in seinem Handeln die Ruhe, so sucht er Gott. Um diese zu finden, muss die Seele rein sein, das heißt, sich an die geistigen Dinge halten und sich dadurch in der Lauterkeit der Andacht erheben. Je höher sie darin steigt, desto reiner werden ihre Werke. Ruhe steht über der Unruhe äußerer Werke, über der Unruhe innerer Gedanken, ja auch über Werken wie Fasten und Beten. Erlangt die Seele diese Ruhe, wirkt Gott sein innigstes Werk in der Seele abseits aller Kreaturen. Dazu muss die Seele in Gott ruhen, also alles Maß und alle Bestimmungen abgelegt haben, um das unermessliche Wirken Gottes aufzunehmen. Ist die Seele in ihrer Erkenntnis an Gott herangeführt worden, muss deshalb auch diese überstiegen werden. Dies geschieht in der Liebe, die die Seele mit Gott eint und es Gott ermöglicht, in ihr frei zu wirken. Dann macht Gott sich die Seele gleich, und die Seele wirkt dann ihr Werk gemeinsam mit Gott. Auch die übrige Kreatur sucht – bewusst oder unbewusst – in aller Bewegung ihre Ruhe, das heißt den Ort, den Gott ihr zugewiesen hat. Auch sie zeugt daher von ihrer Gleichheit mit Gott, insofern sie die Ruhe sucht. (Largier I, S. 1088f.) |
Bibelstellen: | Sir 24,11 |
Schlagworte: | Ruhe |
Edition: | Quint, J./Steer, G. (Hg.), Meister Eckhart, Die deutschen und lateinischen Werke, hg. im Auftrag der Deutschen Forschungsgemeinschaft, Abt. I: Die deutschen Werke, Stuttgart 1936ff., DW III, 60. |
Literatur: |
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Eingestellt am: 18. Mai 2010 13:57
Letzte Änderung: 20. Mär 2012 19:10
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